In der Freizeitpark-Simulation „Rollercoaster Tycoon“ hat man oft die Situation, in der man Attraktionen nicht bauen kann, weil kein Geld vorhanden ist. Wenn Politiker dieses Spiel spielen, dann setzen sie sich nicht an einen Computer, sondern öffnen das Geldsäckchen des Steuerzahlers unter dem Deckmantel, eine strukturschwache Region ins Rollen bringen zu wollen. Wenn jedoch weniger Autoräder die steile Zufahrt zum Nürburgring hinauf rollen, als das Geld in Richtung Gully hinunter, sollte man den Computer schleunigst ausschalten und sich einer anderen Beschäftigung widmen. Und vielleicht sollte man nicht so lange damit warten, bis einem der Strom abgestellt wird.
Seit Wochen füllen die Spekulationen um den Nürburgring und seinen Freizeitpark die Medien. Dieses politisch gewollte Projekt hing finanziell ganz offensichtlich von Anfang an am seidenen Faden. Eine private Finanzierung schlug fehl, so dass eine landeseigene Bank einspringen musste. Am Ende wird der Steuerzahler die Zeche zahlen müssen, sofern in der Eifel nicht doch noch ein Wunder geschieht. Und dabei hätte das Desaster vermieden werden können, wenn man einen Blick über den Tellerrand riskiert hätte. Was am Nürburgring als Freizeitpark bezeichnet wird, sind in erster Linie Hotels, Restaurants und einer Partymeile, die überhaupt nicht in die allgemeine Definition eines Freizeitparks fallen. Ein gigantischer, überdimensionierter ring°boulevard, in dem es etliche Shops zum Thema Auto geben sollte, war ebenso als Publikumsmagnet für die Hotels und Restaurants gedacht, wie ein kleiner Indoor-Freizeitpark, dessen Hauptattraktion -die Achterbahn ring°racer- wegen technischen Problemen nie fertig gestellt wurde und der nun der Abriss droht.
ring°racer als Spiegelbild für Fehlplanung
Mehrfach hat man versucht, dem ring°racer Leben einzuhauchen. Die einst als schnellste Achterbahn der Welt (217 km/h) geplante Bahn wurde zuletzt „nur“ noch mit 160 km/h auf der Internetseite des Nürburgring beworben. Es hat den Anschein, dass sich die Politik bei Geschwindigkeit und Besucherzuspruch verrechnet hätten. Um einen Autozubehör-Laden zu besuchen, wird man seinen vierrädrigen Freund kaum quer durch Deutschland bewegen, sondern den Tuning-Shop um die Ecke ansteuern. Die Geschichte der Traditionsstrecke Nürburgring, ein Blick hinter die Kulissen eines Autorennens und zum Ausklang der Indoorpark mit Weltrekordachterbahn sind ein rundes Paket. Die angebotene Anzahl an Hotelbetten überstieg jedoch bei weitem das Interesse. Und wer in der Geschichte der Freizeitparks stöbert, wird den einen oder anderen Freizeitpark finden, dem leere Hotels beinahe das Genick gebrochen hätten.
Rückbau für einen Neustart
Jüngst war zu lesen, dass Teile der Hotelgebäude von Schimmel befallen seien. Vorschläge werden laut, dass man diese Gebäude nun wieder abreißt. Gleiches Schicksal droht auch der Achterbahn ring°racer. Dem Freizeitpark-Fan treibt es die Tränen in die Augen, dass er wohl niemals den atemberaubenden Start parallel zur Grand Prix Strecke erleben wird. Wie es mit dem Indoor-Freizeitpark und seinen Attraktionen weiter geht, wird die Zeit zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass der Nürburgring überleben wird – ohne Hotels, Restaurants und Partymeile, aber mit einem ring°racer, auf den schon so viele Adrenalin-Junkies warten.